Erstmals wurde in einem österreichischen Forschungsprojekt der Einfluss grüner Bauweisen auf das urbane Klima und den städtischen Wasserhaushalt umfassend untersucht. Ziel des Forschungsprojektes war es, den positiven Einfluss begrünter Dächer und Fassaden sowie versickerungsfähiger Oberflächen auf das Stadtklima zu messen und diesen wissenschaftlich fundiert zu belegen.
„Pflasterflächen helfen nachweislich die Hitze in der Stadt zu senken und verbessern das urbane Mikroklima, so Eduard Leichtfried, Vorstandsvorsitzender im Forum Qualitätspflaster, über die Ergebnisse der Studie. „Die hellen Oberflächen reflektieren die Sonneneinstrahlung und verbessern den thermischen Komfort für Bewohner, während dunkle Asphaltflächen mehr Hitze abstrahlen und noch zur Temperaturerhöhung beitragen, so Leichtfried weiter.
Städtische Hitzeinseln
Über 50% der Weltbevölkerung leben in einer Stadt, bis 2050 sollen es bereits 80% sein, so Experten. Gleichzeitig kommt es zur Klimaerwärmung und stellt Städte der Zukunft vor enorme Herausforderungen, da das städtische Mikroklima im Wesentlichen von Klimafaktoren wie Sonneneinstrahlung und Wind sowie den Eigenschaften der urbanen Oberflächen bestimmt wird.
In dicht bebauten stark versiegelten Stadtteilen mit geringem Grünanteil kommt es durch die Erwärmung der Oberflächen zur Überhitzung und es entstehen städtische Wärmeinseln, sogenannte Urban Heat Islands, so die Studie. Beim Menschen können hohe Oberflächentemperaturen thermisches Unbehagen auslösen, welches Stress und Kreislaufbeschwerden verursachen kann.
„Der Grund für die Verbesserung des städtischen Mikroklimas durch Pflasterflächen liegt auch an der Verdunstungskühle: Pflasterungen lassen Niederschlagswasser langsamer abfließen und speichern das Wasser im Boden, das an heißen Tagen nach oben hin abgegeben wird. Dadurch steigt in der Umgebung die Luftfeuchtigkeit und gleichzeitig sinkt die Lufttemperatur, weil der Verdunstungsprozess Energie in Form von Wärme aus der Luft entzieht“, erklärt Vera Enzi, wissenschaftliche Projektmitarbeiterin der Universität für Bodenkultur.
Starkregenereignisse
In europäischen Städten ist der überwiegende Teil der Oberflächen versiegelt. Dies führt zu einem raschen Abfluss von Niederschlägen, die bei Starkregenereignissen zu einer Überlastung des Kanalsystems führen und letztlich zu Hochwasser. Entsiegelte Oberflächen hingegen erlauben den Boden-Luft-Wasseraustausch indem sie in der Lage sind, Niederschläge aufzunehmen, zu puffern und zu versickern. Selbst bei Starkregenereignissen können versickerungsfähige Pflasterflächen die Belastungsspitze für das Kanalsystem stark reduzieren und den passiven Hochwasserschutz urbaner Räume verbessern.
„Pflasterflächen haben generell den Vorteil, dass sie präzise nach den gestalterischen Wünschen der Bauherren und den bautechnischen Anforderungen geplant und gebaut werden können. Von Flächen mit hohen Geh- und Rollkomfort mit kantigem Pflastermaterial für ein enges Fugenbild bis hin zu Steinen mit Versickerungsfugen, die mit Splitt gefüllt oder begrünt werden“, so Leichtfried zusammenfassend.
Das Forschungsprojekt „Grünstadtklima“, wurde am Institut für Ingenieurbiologie und Landschaftsbau an der Universität für Bodenkultur (BOKU) in Kooperation mit dem Verband für Bauwerksbegrünung und 28 Partnern durchgeführt. Die Ergebnisse wurden in einem Leitfaden zusammengefasst, der sich an planende Institutionen, Architekten und die öffentliche Hand richtet sowie ausführenden Betrieben als Argumentationshilfe für entsprechende Maßnahmen dienen kann.
Mehr Infos auf www.gruenstadtklima.at