Juryvorsitzende Prof. Dipl. Ing. Maria Auböck: „Die Redimensionierung dörflicher Lebensräume aus ihren gewachsenen Proportionen ist eminent wichtig. Mit den Ideen des Siegerprojektes erhält die Gemeinde Edelstal die Chance den Ortskern zeitgemäß und modern zu planen, ohne dabei den dörflichen Charakter außer Acht zu lassen.“ Eduard Leichtfried, Vorstandsvorsitzender des Forums Qualitätspflaster ergänzt: „Ein gestalteter Raum wirkt auf den Menschen zurück. Im Gegensatz zu heute fanden früher gewerbliche und hauswirtschaftliche Tätigkeiten sowie das Privat- und Arbeitsleben großteils in der Öffentlichkeit statt. Leider gibt es jetzt in vielen Gemeinden nur funktionell gestaltete Bereiche mit Geboten und Verboten. Dort ziehen sich die Bewohner meist hinter Mauern und hohen Zäunen zurück. Doch nichts stiftet mehr Identität für die eigene Bevölkerung als ein gut gestalteter Ortskern.“
Ziel des erstmalig ausgeschriebenen Paving Design Awards an der Universität für Bodenkultur ist die praxisorientierte Lehre und Ausbildung in den Kernkompetenzen der Landschaftsarchitektur in der Form eines studentischen Ideen-Wettbewerbes. Mit fachlicher Begleitung der Lehrenden waren ein verkehrsplanerisches und freiraumplanerisches Konzept, ein landschaftsarchitektonischer Entwurf und für gesondert definierte Vertiefungsbereiche eine gestalterische und bautechnische Detailplanung zu entwickeln.
Die Gewinnerprojekte
1. Preis: „Das Edelstal“
Das Projekt von Eva Radenich und Samuel Bucher überzeugte mit der Zonierung und Gliederung des Strassenraumes und der hochwertigen und lebenswerten Atmosphäre, die im Vorschlag ersichtlich sind. Die sanften Linien der Topographie fließen in den Ort. Sie definieren und ordnen den Strassenraum, setzen Akzente und bilden einen zusammengehörigen Ortsraum. Freiräume werden gestalterisch verbunden und bilden einen abwechslungsreichen Ortsraum, der nicht nur zu Kommunikation und zum Verweilen einlädt, sondern auch dazu anregt, das Auto bei Wegen innerhalb des Ortes zu Hause zu lassen. Ziel ist es, das Zentrum in seiner Funktion auch gestalterisch sichtbar zu machen und den nicht-motorisierten Verkehr zu stärken.Ausgehend vom Zentrum beim Gemeindeamt und Gasthaus entwickelt sich die Planung konsequent mit unterschiedlichen Pflastermaterialien. Die großflächige Verwendung von Naturstein schafft einen einheitlichen, funktionalen Ortsraum.
2. Platz: „Grenzen überwinden – Gemeinschaft stärken“
Der zweite Platz ging an das Team Nadezda Koznova und Bernhard Strobl, dessen Ausgangspunkt für das freiraumplanerische Konzept die Auseinandersetzung mit den Raumgrenzen und Blickbeziehungen waren. Es wurde festgestellt, dass im Projektgebiet viele spannende Sichtbeziehungen vorhanden sind, die als Kontrast zur geschlossenen Bebauung zur Geltung kommen. Diese Ein- und Ausblicke sind typisch für Edelstal und schaffen einen Bezug zur Umgebung. Als eine Reaktion auf die aktuelle Nutzung wird ein breiterer Gehsteig näher der Straßenmitte zur Verfügung gestellt. Der Gehsteigverlauf lenkt den Blick von Fußgängerinnen und Fußgänger auf die Umgebung und führt zu einer visuellen Erschließung wechselnder Szenen. An den Stellen mit besonderen Ein- und Ausblicken passiert der Seitenwechsel des Gehsteigs. Diese Stellen werden zu „Gelenken“ im Raum. Durch die Wahl des Bodenbelags sowie durch den Einsatz der Vegetation und der Ausstattung wird zum Aufenthalt an diesen Stellen angeregt.
3. Platz: „Edelstal für EdelstalerInnen – neu entdeckt“
Das Team Karola-Maria Gump und Hannes Entner konnte mit der Idee, die Verbindung sozialer Zentren gestalterisch sichtbar zu machen und die fußläufige Erschließung zu attraktivieren, sowie die Aneignung des Freiraums zu fördern, punkten. Querelemente, wie die Fortführung wichtiger Gebäudekanten in der Oberflächengestaltung, Verschwenkungen der Fahrbahn sowie wechselnde Alleepflanzungen sollen die strenge Längsachse des Ortes aufbrechen und den Raum rhythmisieren. Dadurch werden die sozialen Zentren und Merkmale des Ortes hervorgehoben, platzähnliche Situationen entstehen und bieten Raum für Aufenthalt und Kommunikation. Die Strassenführung der Hauptstraße geht von einer leicht verschwenkten Fahrspur und langen Grünstreifen zwischen Fahrbahn, Gehsteig und Hausfassaden aus. Der Gehsteig wird an der Strassennordseite geführt und bietet die Möglichkeit einander zu begegnen und zu kommunizieren. Für die Rhythmisierung des Straßenverlaufs werden unter anderem wichtige Gebäude und Freiräume auch in der Oberflächengestaltung sichtbar gemacht.
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Der Paving Design Award 2015, ein studentischer Ideen-Wettbewerb wird vom Forum Qualitätspflaster (FQP) vergeben. Die fachliche Begleitung erfolgte durch das Institut für Ingenieurbiologie und Landschaftsbau (IBLB), das Institut für Landschaftsarchitektur (ILA) und das Institut für Verkehrswesen (IVe) der Universität für Bodenkultur in Wien.
Beurteilt wurden die Wettbewerbsbeiträge von einer Jury, deren Vorsitz Prof. Maria Auböck, führt.
Der Paving Design Award 2015 ist insgesamt mit 6.000,- Euro dotiert. Als Preisgelder sind für den 1. Preis 3.000,- Euro, für den 2. Preis 2.000,- Euro und für den 3. Preis 1.000,- Euro vorgesehen.
Die Preisträger, Jurymitglieder und Team: v.l. Eduard Leichtfried, Joachim Kräftner, Bernhard Strobl, Sarah Vierthaler, Nadezda Koznova, Eva Radenich, Bürgermeister Gerald Handig, Samuel Bucher, Karola-Maria Gump, Hannes Entner, Maria Auböck, Vizebürgermeister Erhard Paar