Eingereicht wurden Pflasterprojekte aus ganz Österreich, die durch beeindruckende Planungsleistungen und ausführungstechnische Details bestechen und innovative, funktionelle und nachhaltige Lösungen aufzeigen. Die Jury zeichnete drei Projekte aus, die diesen Qualitätsanspruch erfüllen und zugleich die Bandbreite von Pflasterungen verdeutlichen: das handgemachte Kieselpflaster für einen Villengarten der Einreichergemeinschaft Kräftner Landschaftsarchitektur und Heinz Becker GmbH, das Goldene Quartier in Wien der Traffix Verkehrsplanung GmbH und die Neugestaltung der Ottakringerstrasse in Wien zwischen Gürtel und Nattergasse der Arge Teerag Asdag - Strabag AG.
Handgemachtes Kieselpflaster für einen Villengarten
Am Stadtrand von Wien wurde eine Gründerzeitvilla von der Bauherrschaft gekauft, samt Grundstück (ca. 22.000 m²). Die Villa wurde aufwändig in mehreren Jahren Bauzeit renoviert und für Wohnzwecke adaptiert. So wurde ein Teil der späteren Pflasterflächen unterkellert (Tiefgarage), zahlreiche Einbauten im Gelände vorgenommen. Die schwierige geologische Situation auf Wienerwaldflysch mit wechselnden Boden- und Schichtwasserbedingungen stellten für alle Beteiligten eine grosse Herausforderung dar. Der weitläufige Garten wurde neu interpretiert und geplant, im bewegten Gelände entstanden Wege, Terrassen, Sportflächen, Pflanzflächen. Die Eingangssituation sah die Anlage von zwei elliptischen großen Pflasterflächen vor (rund 540 m²), als Zuwegung zu Garage und Villa, samt Stellplätzen für drei PKW.
Der Wunsch der Bauherrin war eine Pflasterung, die an jene in den Hinterhöfen und Gärten mediterraner Länder erinnert, aus Flußschotter aufwändig hergestellt. Die Farbe des Steines sollte „hell“ sein und zu Fassade und den übrigen Natursteinen in der Villa passen. Rundschotter- bzw. Kieselpflaster würde wie ein Teppich in den Ellipsenformen wirken, und in seiner Struktur und Farbe den großen Flächen jegliche optische Härte nehmen. Die Möglichkeit, im fertigen Pflaster später gegebenenfalls Ausbesserungen „unsichtbar“ vornehmen zu können (Kanal, Setzungen…) sprach ebenfalls für ein kleinteiliges Pflastermaterial.
Nach der Entscheidung für ein Kieselpflaster wurde nach geeignetem "fertigen" Material im In- und Ausland gesucht (gespaltene Steine mit ebener Oberseite). Ähnliche Pflasterungen wurden etwa im Barock in Wien oder Salzburg gebaut, aus jüngerer Zeit gibt es allerdings kaum Beispiele, und so auch keinen Hersteller in Österreich.
In Zusammenarbeit zwischen Landschaftsarchitekt, Plastererbetrieb und dem österreichischen Steinbruchbetrieb wurde das Kieselpflaster in einem aufwändigen Produktionsprozess (aus "Abfall" - Bruchmaterial) mit mehreren händischen Arbeitsschritten entwickelt und gefertigt; die optimale Steinform und Grösse im Werk bzw. mittels Musterfläche definiert. Der frostfeste, weissliche Kristallmarmor mit teils lebhafter Zeichnung ergab ein erfreulich lebendiges und spielerisches Natursteinpflaster.
Bei der Entwicklung des Aufbaues (Oberbaukonstruktion) konnte auf Erfahrungen bei der Höhenstrasse zurückgegriffen werden. Auf schwierigem Lehmboden am Grundstück wurden Frostschutz- und Dränbetontragschichte (bis zu 100 cm Stärke im Randbereich) eingebaut, so sollte eine bestmögliche Wasserableitung gewährleistet werden. Bis heute sind keine Setzungen auf den Flächen aufgetreten, das System funktioniert.
Die Ebenheit und Neigung der Fläche ermöglichen sehr guten Oberflächenabfluss und auch einfache Reinigung. Ein Vermoosen der Fugen in Schattenbereichen wurde mit der Bauherrin vorab besprochen und wird auch gerne in Kauf genommen (Patina). Der Stein ist abriebfest, und kann durch hohen Fugenanteil auch problemlos mit dem PKW befahren werden. Der Steinbruch hat das neue Produkt probeweise auf Messen als edles Pflastermaterial präsentiert.